28.03.2017

BUZZWORD BINGO – INDUSTRIE

Industrie 4.0, Internet der Dinge, New Work, Digitalisierung… Damit wäre wohl alles gesagt. Bingo!
In den aktuellen Ausgaben von brandeins* und t3n** werden die Vorstellungen und Vorbehalte, die wir zu diesen Themen vielleicht in unseren Köpfen haben mögen, bestätigt oder korrigiert. Auf jeden Fall werden Wissenslücken gefüllt.

Worüber reden wir überhaupt? Die brandeins gibt Hintergrund-Infos: Einst war es die mechanische Produktion durch Dampf- oder Wasserkraft, dann die Arbeitsteilung am Fließband und schließlich die Automatisierung, die unser (Arbeits-)Leben radikal veränderte. Heute ist es Industrie 4.0, die vierte industrielle Revolution. Dabei geht es um die Vernetzung von Maschinen und Waren. Mithilfe von Sensoren können Systeme eigenständig Entscheidungen treffen, physische Objekte wissen beispielsweise, wann sie gewartet oder nachbestellt werden müssen. Die Informationslücke zwischen der realen und virtuellen Welt schließt sich zunehmend – ein wesentlicher Aspekt des Internets der Dinge.

Wie jede Revolution zuvor, so zeichnet auch diese hier Spuren in unserer Gesellschaft. Der Begriff New Work beschreibt die Auswirkungen der technologischen Entwicklungen auf unseren Arbeits- und Lebensstil: Organisationsform, Prozesse, Software, Räume und natürlich unser Umgang miteinander, unsere Ziele und Kompetenzen.


Die Firma Kärcher pimpt eine ihrer B2B-Sparten mächtig auf. Der Kunde kann seine Scheuersaugmaschine aus rund 40.000 verschiedenen Produktvarianten individuell nach seinen Bedürfnissen zusammenbauen lassen. Die Digitalisierung ermöglicht es, den automatisierten Produktionsprozess mit den individuellen Ansprüchen zu verbinden. Die gewünschten Teile werden dabei mithilfe eines Sensors automatisch aus den Regalen selektiert. Die Montage erfolgt manuell, aber durch digitale Unterstützung schneller als zuvor. Die Regalfächer, in denen die Komponenten auf Vorrat liegen, bestellen selbständig nach, wenn sich der Bestand dem Ende neigt. Das Jobprofil in den Werken ändert sich deutlich. Mitarbeiter brauchen verstärkt IT-Kompetenzen sowie prozessuales Denken. Und Weitsicht, denn neben der Produktion sorgen Zusatzleistungen wie Preventive Maintenance für einen wachsenden Anteil am Gesamtumsatz. (brandeins)


Arbeit im Wandel. Wissen als Wirtschafts- und Produktionsfaktor.

Was bedeutet das für uns? Wissensarbeit – in Produktions-, Verwaltungs- oder Dienstleistungsunternehmen – ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor, an dem gerne rumgeschraubt wird. Mal durch Aufteilung in kleinste Arbeitsschritte zur (vermeintlichen) Steigerung der Effizienz, mal durch Spielwiesen und Kuschelecken für die Förderung von Kreativität.

Wie können wir erfolgreich arbeiten?

„,Wissensarbeiter brauchen eine Organisation, in der sie ihr Know-how mit dem anderer Spezialisten verbinden, um so neues Wissen erzeugen zu können’, sagt der ehemalige IG-Metall-Berater und Informatiker Ulrich Klotz.“ Es solle den Mitarbeitern mehr Eigenständigkeit zugesprochen werden. (brandeins)

Für mich scheint dies vollkommen logisch: Komplexität und Geschwindigkeit an technischen und gesellschaftlichen Veränderungen nehmen zu. Vorgesetzte können unmöglich alle Eventualitäten im Vorfeld definieren und vorgeben. Unternehmen brauchen eigenständig denkende Mitarbeiter. Wir brauchen somit Organisations- und Arbeitsformen, die Mitdenken ermöglichen und anregen.

Es geht nicht nur darum, neue Farbe auf alten Putz zu pinseln, sondern Arbeit – und Miteinander – gänzlich neu zu interpretieren.

Claire Burge, Produktiv-Expertin, berichtet im t3n-Magazin, dass E-Mails in ihrem Unternehmen unter den Mitarbeitern nicht mehr genutzt werden. Sie schaden der Produktivität, weil nicht jeder offen sehen könne, woran die anderen gerade arbeiten. Offene und kollaborative Tools wie z.B. „Teamwork“, „Google Drive“ und „Telegram“ wären gute Alternativen.

Es ist eine Frage der Kultur und Behutsamkeit der Führung, wie aufgeschlossen Menschen in Unternehmen sich auf neue Arbeits- und Denkweisen einlassen. Die Leiterin der Personalentwicklung bei der Deutschen Bahn, Ursula Schütze-Kreilkamp, lenkt dabei die Diskussion auf Führungswerte wie „Bescheidenheit, Güte und Barmherzigkeit“. Ein demokratisches, fürsorgliches Unternehmen, in dem keiner „Furcht haben muss, Neues zu wagen oder sich zu blamieren“, all dies wäre die Voraussetzung für eine hohe Innovationskraft. (brandeins) …und Zukunftsfähigkeit!

Wie sieht es mit Ihnen aus? Sind Sie bereit für die Arbeit der Zukunft? Wer zu seinem Bauchgefühl mehr Fakten braucht, der kann den New Work & Culture Check der Universität St. Gallen durchführen.

Schlagworte hin oder her – das Thema betrifft uns alle, egal in welcher Funktion. Als Technik-Laie blicke ich mit Faszination und Respekt auf die Entwicklungen und habe große Lust, mich ihnen zu stellen – zum Beispiel auf der Hannover Messe, der Industrie-Leitmesse, mit eigenem Stand. Sind Sie dabei?

*brandeins Heft 03 / März 2017
**t3n Heft 1. Quartal 2017